Igel-Winterschlaf & Wie baue ich eine Winterschlafbox

In der Natur gehen die Igel im Spätherbst in den Winterschlaf, der bis Ende April, Anfang Mai andauert. Ein Igel, der vor Wintereinbruch nicht mehr ausgewildert werden kann, muss nach seiner Genesung,  mit ausreichendem Gewicht und dem 10-tägigen Ausschwemmen der zuvor gegebenen Medikamente, an einem kalten Ort in einer geeigneten Winterschlaf-Box (siehe unten) ebenfalls einen echten Winterschlaf machen können, damit sein Biorhythmus nicht aus dem Takt gerät.

Ein in menschlicher Obhut, gesund gepflegter Igel, mit dem erforderlichen Winterschlafgewicht sollte, Richtwert für Ende November: Jung-Igel: 750 g, Alt-Igel Weibchen: mindestens 1100 g, Alt-Igel Männchen 1300g in den Winterschlaf „gelegt“ werden. Diese Gewichte sollten auch Igel, die man draußen antrifft haben! Alt-Igel Männchen gehen bis spätestens Ende Oktober in den Winterschlaf. Da sie etwa 1 Monat länger schlafen, als die Weibchen, brauchen sie auch mehr Gewicht.

Ab Ende November oder nach dem 1. Schneefall sollten Igel nicht mehr in der Natur ausgewildert werden, weil sie kein trockenes Material mehr zum Nestbau finden, kein Futter und es so kalt ist,

dass der Winterschlaf eventuell spontan auch ohne Nest ausgelöst würde.

Igel ohne Winterschlaf in warmer Umgebung zu behalten und bis zum Auswildern im Frühjahr weiter zu füttern, oder ganz und gar in menschlicher Obhut zu behalten, ist nicht artgerecht und eine Zuwiderhandlung (Straftat) nach Bundesnaturschutzgesetz. 

Was brauche ich zum Bau einer Winterschalfbox:

  1. Ein scharfes Messer
  2. Einen Zollstock
  3. Einen Stift
  4. Einen stabilen Pappkarton, Grundfläche mind. 50cm x 70cm, gern auch größer, die Höhe sollte mind. 50cm betragen
  5. Ein Pappstück mit den Maßen der kurzen Seitenwand, als mittlere Trennwand
  6. Ein Pappstück mit den Maßen der Hälfte der Grundfläche, als Dach
  7. Einen doppellagigen Karton, mind. 30cm breit x 25cm tief x 28cm hoch mit Deckel (als Schlafhäuschen), gern auch größer
  8. Breites, stabiles Paketklebeband
  9. Mehrere dicke Lagen Zeitungspapier oder ganze Zeitungen
  10. Vier 10-Liter-Eimer voll Zeitungs-Knüll-papier
  11. Minimum 4 Rollen Toilettenpapier je nach Größe des Schlafhäuschens

Nun nehmen wir das kleine Schlafhäuschen und schneiden ein 8x8cm bis 10×10 cm großes Tor links oder rechts hinein. Jetzt stellen wir das kleine Schlafhäuschen so in den größeren Schlafkarton, dass er jeweils von 3-Seiten den gleichen Abstand (jede Seite ca. 10cm) zum großen Karton hat. Dann setzen wir die Trennwand direkt vor die, zur größeren Fläche des Winterschlaf-Kartons hinzeigenden, Seite des Schlafhäuschens und kleben die Trennwand fest.

Die Pfeile stellen gleiche Abstände (ca.10cm) zwischen Schlafhäuschen und den 3 Außenwänden dar.  Nun duplizieren wir das Törchen des Schlafhäuschens mit einem Stift auf die Trennwand, entfernen das kleine Schlafhäuschen und schneiden das Tor aus der Trennwand heraus.

Der Bereich unter dem Schlafhäuschen wird nun mit mehreren Schichten Zeitungspapier ausgelegt (Foto oben). Jetzt das Schlafhäuschen ebenfalls mit mehreren Schichten Zeitungspapier auslegen (Foto unten).

Als nächstes werden etwa 4 Rollen weiches 4-lagiges Toilettenpapier (z.B. Aldi m. Entchen), in einzelne Blätter gerissen, ein wenig geknüllt und ins Schlafhäuschen getan, es muss so viel Toilettenpapier darin sein, das der Igel GERADE NOCH in das Häuschen hineinpasst. Achtung: Styropor, Plastik etc. eignen sich nicht als Isolationsmaterial, da sich die, durch die Atmung, entstehende Feuchtigkeit in der Box sammeln würde u. Igel daran herum fressen könnten. Auch Stroh, Heu oder Laub verwenden wir nicht, da die Gefahr des Schimmelns, eines Hautpilzes oder des Parasiten-Neubefalls zu groß ist.

Danach wird es mit dem Deckel verschlossen und mit einem Klebeband zugeklebt. In den Deckel, und dies ist ganz wichtig, werden ganz viele kleine Löcher gestochen, am besten mit einem Kreuzschlitz-Schraubendreher, damit der Igel genügend Luft bekommt.

Jetzt stellen wir das kleine Schlafhäuschen wieder in die größere Box. Die 3 Seiten (Siehe Foto mit den Pfeilen Seite 10 u. Foto unten) werden nun noch mit geknülltem Zeitungspapier fest gestopft. Sie dienen 1. Zur Wärmedämmung und 2. damit das Schlafhäuschen sich nicht verschieben kann und der Igel dann eventuell nicht mehr heraus- od. hineinkommen kann.

Dann „streuen“ wir noch geknülltes Papier auf das Schlafhäuschen damit die Luft zirkulieren kann.

Darauf werden ganze Zeitungen zur Dämmung gelegt: Abwechselnd im Längst-Format, dann im Quer-Format und dies so oft bis der Karton bis zum oberen Rand gefüllt ist. (Foto unten zeigt nur den Anfang; 1x längst, 1x quer).

Der Karton sollte trocken und etwa der Außentemperatur entsprechend, gestellt werden.

Haben Sie die Möglichkeit das Winterschlafquartier in einer unbeheizten Garage, oder Gartenhaus unterzubringen, die Räume müssen komplett dicht vor Mardern, Ratten, Uhus ect. sein, dann können sie die Box ohne Abdeckung dort hineinstellen.

Sollte dies nicht möglich sein, oder Sie den Karton draußen TROCKEN aufstellen müssen, dann muss über den kompletten Karton ein Rahmen aus Kaninchendraht gelegt werden, der mit Steinen beschwert werden muss. So kommen keine Feinde an den Igel heran! Denn wenn der Igel schläft, schlägt sein Herz nur 1-5 mal pro Minute und er ist unfähig sich zu bewegen und damit leichte Beute!!

Was gehört in die Box:

In die Box kommt eine Schale mit frischem Wasser, welches täglich erneuert werden sollte. Darüber hinaus stellen wir die ersten 2-3 Tage/Nächte noch Nassfutter (Welpenfutter Pastete Huhn, siehe Foto Seite 8) gemischt mit Olivenöl, hinein. Das Vitakraft Trockenfutter (Siehe Foto Seite 8), ebenfalls mit etwa 1 Eßl. Olivenöl mischen, dies bleibt über die ganze Winterschlafzeit in der Box. Bei hoher Luftfeuchtigkeit sollte es kontrolliert werden und ggfs. gewechselt, denn es könnte Schimmel angesetzt haben. Sollte der Igel zwischendurch erwachen, hat eine Notration zum Fressen und Wasser zum Trinken.

Zwei bis drei einzelne nur etwas geknüddelte Zeitungspapier-Seiten sollten in die Box gelegt werden, damit der Igel seine „Tür“ zum Winterschlafen verschließen kann.

Die Winterschlaf-Box muss in Außentemperatur ähnlichen Zuständen stehen, auch bei Minus-Graden! Denn erst ab ca. 8°C beginnt der Stoffwechsel des Igels herunterzufahren.

Am besten eignen sich dichte Räumlichkeiten, wie ein ungeheiztes Gartenhaus, eine als Abstellraum genutzte Garage, ein dichter Dachboden, oder ein absolut trockener, windgeschützter Balkon. Diese Plätze müssen vor Feinden geschützt und dicht sein, oder die Box muss mit einem Kaninchendraht-Rahmen, der mit Steinen beschwert ist, abgedeckt sein!!!

Nun kann der Igel einziehen!

Unser Igel verträgt den Umzug von der warmen Päppel-Box in die Kälte ohne Probleme. Allenfalls eine Nacht als Übergangszeit in einem kühlen Flur ist sinnvoll, aber nicht länger.

Zum Einzug in die Winterschlafbox setzten Sie den Igel vor der Dämmerung mit der Nase vor den Eingang seines Schlafhäuschens. Sofort oder spätestens innerhalb 1 Stunde wird er hineinkrabbeln und nach ein bis zwei Nächten in den Winterschlaf fallen.

Sollte unser Igel Nacht für Nacht aus seinem Schlafhaus herauskommen, fressen, Unfug treiben und einfach nicht winterschlafen wollen, hilft es sehr oft die Box an einen

anderen Platz zu rücken, einen oder zwei Meter weiter. Denn einige Igel stören sich an Wasseradern, Fließgeräuschen des Grundwassers oder in den Boden gelegte Wasserleitungen und schlafen nach dem Umstellen problemlos ein. Sollte dies nicht funktionieren, gibt es eine zwar sehr drastische, aber manchmal wirkungsvolle Maßnahme, man nimmt ihm für 1-2 Tage das Futter gänzlich weg. Das funktioniert allerdings nur bei Temperaturen unter +7°. Denn ebenso wie Kälte ist auch Nahrungsknappheit ein winterschlaf-auslösender Faktor. Diese Maßnahme bitte nicht länger praktizieren, denn dann nimmt der Igel evtl. zu viel ab.

Ein winterschlafender Igel stopft den Eingang zum Schlafhaus fest zu, oft mit dem vor dem Schlafhaus ausgelegten Zeitungspapier

und der Mensch sieht bitte bis Ende April nicht hinein! Es ist normal, dass Igel während der Winterschlafzeit ab und zu aufwachen, aus dem Schlafhaus herauskommen, etwas Kot absetzen (Winterschlaf-Häufchen sind dunkelgrün, kein Grund zur Beunruhigung), Wasser trinken, Trockenfutter fressen, oder auch beides auskippen. Wichtig ist, dass dem Igel immer Trockenfutter und frisches, sauberes Wasser in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Manchmal friert es ein, oder es trocknet aus.

 Bei gefrorenem Wasser kann man abends lauwarmes Wasser in den Trinknapf füllen damit es nicht so schnell friert.

Noch eins sei erwähnt und kann für den Igel lebensentscheidend sein:

Achten Sie darauf, dass der, nicht zu unterschätzende, schlaue Igel des nachts nicht an der Herstellung eines Lochs im Vorraum arbeitet, vorzugsweise in den Ecken, um auszubrechen, oder im Schlafhäuschen. Dazu lüftet man ab und zu vorsichtig die Zeitungsschichten, um zu sehen ob alles noch an seinem Platz liegt.

Ich habe es schon erlebt, dass die mit Zeitungspapier-Schichten abgedeckte Box, unberührt aussah und ich den Igel trotzdem, Gott sei Dank, dann in der Garage fand!

Der Winterschlaf dauert etwa von Ende Oktober/Mitte November bis Ende April/Anfang Mai. Während dieser Zeit nimmt der Igel bis zu einem Drittel seines Einschlafgewichts ab. Ist er endgültig wieder aufgewacht, also frisst jede Nacht und treibt sein Unwesen im Vorraum, kommt er in unser Haus, in seine warme Box, zurück und wir füttern ihn wieder bis auf sein ursprüngliches Einschlafgewicht an. Wenn das Wetter dann draußen offen und damit genügend Futter vorhanden ist, kann er abends, bei Einbruch der Dunkelheit, in seinem Revierausgewildert werden.